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Auszug - Der Fachkräftemangel im Pflegebereich und seine Folgen  

6. Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung, Arbeit und Soziales
TOP: Ö 6
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung, Arbeit und Soziales Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 23.10.2017 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 18:45 Anlass: Sitzung
Raum: Mensa des Gymnasiums am Silberkamp
Ort: Am Silberkamp 30, 31224 Peine
Zusatz: Bitte beachten Sie den geänderten Sitzungsraum.
2017/118 Der Fachkräftemangel im Pflegebereich und seine Folgen
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Informationsvorlage
  Aktenzeichen:FD32
Federführend:Fachdienst Soziales Bearbeiter/-in: Lachmund, Elisabeth
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Die für Altenhilfeplanung bzw. allgemeine Beratung, Nachbarschaftshilfen, Seniorenkreise zuständige Mitarbeiterin des Fachdienstes Soziales, Frau Bode, präsentiert die voraussichtliche Entwicklung der Zahl der pflegebedürftigen Menschen im Landkreis Peine bis zum Jahr 2031 mittels Bevölkerungsprognosen. Die Pflegbedürftigkeit steigt somit von 4931 Menschen im Jahr 2013 auf 6491 Menschen im Jahr 2031. Lt. Statistik würde jeder 3. Mensch über 90 Jahre pflegebedürftig werden.

Bei einer relativen Zunahme der Pflegebedürftigkeit im Landkreis Peine von 47 % im Zeitraum 2009 – 2030 entsteht eine Personallücke von 1.092 Pflegekräften.

Derzeit gibt es kreisweit im Krankenhaus und in der Berufsschule pro Jahr 40 Auszubildende. Mit dem neuen Pflegeberufegesetz wird ab 2020 erstmalig eine generalistische Pflegeausbildung eingeführt. Sie ermöglicht nach der Ausbildung in allen Versorgungsbereichen zu arbeiten, d.h. in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege. Für alle Auszubildenden werden in den ersten beiden Ausbildungsjahren gemeinsame Lerninhalte vermittelt. Anschließend kann ein Schwerpunkt gewählt werden.

Bei der Darstellung der Personalausstattungen in der ambulanten und der stationären Pflege betont Frau Bode die besonderen Belastungen für das Familien- und Privatleben, die u.a. aus der hohen Anzahl von Wochenenddiensten entstehen. Sie skizziert die bundesweit ungleichen Bezahlungen und unterschiedlichen Aufgaben bzw. Befugnisse.

Anhand von Beispielen aus diversen Studien erläutert Frau Bode die positiven Auswirkungen auf eine angemessene Personalausstattung mit Pflegekräften zur Vermeidung von Komplikationen.

Im Rahmen ihrer Ausführungen zu den Möglichkeiten einer Aufwertung des Pflegeberufes verweist Frau Bode auf Plakataktionen und Projekte, zum Beispiel die Begleitung von Pflegeschülerinnen und -schülern.  

KTA Muthmann bedankt sich für die umfangreiche Darstellung. Sie fragt nach den Gründen für den geringen Anteil an Vollzeitstellen im Bereich der ambulanten Pflege. Frau Bode benennt u.a. die notwendige Flexibilität und die Schwierigkeiten der Aufgabenverteilung in der Mittagszeit. In der stationären Pflege kann die Auslastung durch zusätzliche Aufgaben, zum Beispiel der Ärztebegleitung, besser gesteuert werden.

Auf Nachfrage von KTA Mittal stellt Frau Bode klar, dass sich die Fallzahlen im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Personalausstattung bei der Vermeidung von Komplikationen auf einen Tag beziehen. Sie bestätigt, dass bei der Personengruppe, die zu Fachkräften ausgebildet werden können, Schülerinnen und Schüler enthalten sind.

Anschließend führt Frau Bode auf Nachfrage von KTA Spittel die unterschiedlichen Vergütungen einer Krankenschwester mit rund 3.000 Euro/ Monat und einer Altenpflegerin mit rund 2.200 bis 2.600 Euro/ Monat auf. Eine Angleichung ist durch eine Erhöhung der Pflegesätze möglich.

 

KTA Meyermann stellt die Frage nach der Machbarkeit insbesondere hinsichtlich der Anhebung der Personalausstattung und gibt zu bedenken, dass der Landkreis keine Zuständigkeit für das Gehalt und die Ausbildung innehabe. Sie stellt die Frage, welche Möglichkeiten der Kreistag letztlich habe. Wichtig sei es, mehr Menschen für eine Ausbildung in dem Berufszweig zu gewinnen.

 

KTA Möhle gibt zu bedenken, dass viele Menschen kaum noch die Möglichkeit hätten, für eine spätere Absicherung Vorsorge zu tragen. Auch sei der demografische Wandel eine besondere Herausforderung.  

 

KTA Fechner moniert die geringe Beteiligung der Politik am „Peiner Pflegetisch“, bei dem sich diverse Anbieter von Beratungs- und Dienstleistungsangeboten in Zukunft besser miteinander vernetzen und gemeinsam im Austausch an Fragen rund um das Thema pflegerische Versorgung arbeiten wollen. Er regt die Erweiterung des einzuladenden Personenkreises und regelmäßige Berichte im AGAS an.

KTA Fechner weist auf den sich im Umlauf befindlichen Fragebogen des Gesundheitsbündnisses sowie den Antrag der CDU-Fraktion zur Ärzteversorgung hin und fordert für den Pflegebereich strukturierte Konzeptansätze unter Einbindung des Krankenhauses.

 

KTA Marotz wünscht von der Verwaltung eine Aussage zur Aufstellung des Pflegebereiches. Er fragt, wie sich der Kreis bzw. seine Organe einbringen können unter den vorgegebenen Bedingungen des Systems der Pflegeversicherung und der grundsätzlichen Ausgestaltung der Beschäftigung bei externen Organisationen.        

 

KTA Cavalli verweist auf die Marktmechanismen und die Zuständigkeit des Bundes. Auch er unterstreicht die komplexe Personalsituation und den Wettbewerb am Markt.

 

Frau Bode zeigt auf, dass die Größe der Organisation eine Rolle spielen kann. Sie geht auf zwei Beispiele einer Betriebsschließung bzw. -aufgabe im Kreisgebiet ein. 

 

FBL Herr Dr. Buhmann geht auf den bundesweiten Mangel von Pflegefachkräften und dem Verdrängungswettbewerb am Markt ein. Die Bedeutung der Pflege wird auch bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene berücksichtigt.

Die Beteiligungsmöglichkeiten des Landkreises beschränken sich auf den Bereich der Heimaufsicht und auf die Unterstützung bei der Finanzierung der Pflegeleistungen der externen Einrichtungen.

Hinsichtlich der Bezahlung gilt es u.a. die Wertschätzung, zum Beispiel durch die Einrichtung von Pflegestudiengängen und damit einer Akademisierung des Berufszweiges, zu steigern und somit die Attraktivität zu erhöhen. Von einer Anhebung der Pflegesätze profitieren auch die Beschäftigten.

Hinsichtlich der erwarteten Änderungen des Pflegeberufegesetzes weist er darauf hin, dass Experten inzwischen die Auswirkungen auf den Pflegesektor dämpfen.

FBL Herr Dr. Buhmann betont die Notwendigkeit der Stärkung der Berufsschule bei der Ausbildung und der engen Zusammenarbeit mit dem Klinikum. Es gelte, den Ausbildungsgang an der BBS zu festigen und auszubauen.

Anschließend unterstreicht er die Bedeutung des „Peiner Pflegetisches insbesondere bei den Ansätzen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bezahlung, Wiederkehrer/ Wiederkehrerinnen und Quereinsteiger/Quereinsteigerinnen. Verbesserungen erwartet er auch durch die angekündigte Einführung eines Einwanderungsgesetzes und dessen Regelungen zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Auch die Gewerkschaften streben unter der Zielsetzung Pflegekraft-Patienten- Quote gesetzliche Vorgaben zur Verbesserung der Personalbemessung in Pflegeeinrichtungen an, um die hohen körperlichen und psychischen Belastungen zu reduzieren.   

Es gilt zudem, mittels des „Peiner Pflegetisches“ gemeinsam an der Attraktivität des Berufs zu arbeiten.

 

Frau Bode geht auf die ersten Erfolge der Vernetzung des „Peiner Pflegetisches“ ein, da erstmalig die langen Wartezeiten bei der Tagespflege identifiziert werden konnten. Das Gesundheitsministerium unterstützt dieses Angebot ausdrücklich.

 

KTA Meyermann verweist auf die unterschiedlichen Angebote. Sie wünscht sich eine regelmäßige Information auch zu den Entwicklungen bzw. Ergebnissen anderer Einrichtungen bzw. Institutionen im AGAS.

 

KTA Fechner kritisiert im Zusammenhang mit seinen Bemühungen zur Einrichtung von Pflegetischen in den Gemeinden die eingeschränkte Teilnahmebereitschaft der Politiker/Politikerinnen. Er verweist auf seine Anregungen zur Einrichtung eines sozialen Jahres in Seniorenheimen und zu Angeboten bei der KVHS zur Entlastung von Pflegekräften.

 

Frau Bode erläutert die bestehende Unterstützung durch die Alltagsbegleiter/Alltags- begleiterinnen sowie die Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen sozialer Dienste.

 

KTA Marotz fordert eine Konzentration der KTA auf kommunale Aufgaben, die von den politischen Gremien in eigener Entscheidung bearbeitet und mit entsprechenden Konsequenzen umsetzbar sind. Statt einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion über externe Zuständigkeiten sollten die gestaltbaren Landkreis-Aufgaben Heimaufsicht, Pflegesätze und die Verzahnung der Schulträger bearbeitet werden.

 

FBL 3 Herr Dr. Buhmann verdeutlicht, dass aufgrund der zunehmenden Komplexität der Themen bereits die Vorlagen der Verwaltung eine breitere Information als Grundlage für die Entscheidungen der politischen Gremien beinhalten.

 

FDL Frau Scharf verweist auf die gute Zusammenarbeit zwischen Frau Bode und dem Jobcenter. So konnten bereits einige Kunden/Kundinnen aus dem Leistungsbezug des  Sozialgesetzbuches (SGB) II als Alltagsbegleiter/Alltagsbegleiterinnen ausgebildet werden.

 

Der stellvertretende Vorsitzende KTA Rauls fasst abschließend die begrenzten Einflussmöglichkeiten des Landkreises zusammen. Er bittet Frau Bode um regelmäßigen Berichterstattung über die Aktivitäten des „Peiner Pflegetisches“ im AGAS sowie um eine Einladung der Mitglieder.

Auf Wunsch von KTA Meyermann sollen auch regelmäßige Informationen über die Arbeit anderer Einrichtungen bzw. Institutionen erfolgen.    

 

Abschließend verweist KTA Fechner auf die Kümmerer- und Ansprechpartnerfunktion der Abgeordneten für die Bürger/Bürgerinnen hin, die auch eine umfangreiche Informationseinholung und Diskussion beinhaltet.

 

Da keine weiteren Wortmeldungen vorliegen, stellt der stellvertretende Vorsitzende KTA Rauls fest, dass der Ausschuss von der Informationsvorlage Nr. 2017/118 Kenntnis genommen hat.