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Auszug - Kindergesundheitsbericht 2017 - Schuleingangsuntersuchungen - Entwicklungsdiagnostik im Kindergarten - Arbeitskreis Jugendzahnpflege   

11. Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung, Arbeit und Soziales
TOP: Ö 7
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung, Arbeit und Soziales Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 24.09.2018 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 19:21 Anlass: Sitzung
Raum: Musikraum des Ratsgymnasiums
Ort: Burgstraße 2, 31224 Peine
2018/336 Kindergesundheitsbericht 2017
- Schuleingangsuntersuchungen
- Entwicklungsdiagnostik im Kindergarten
- Arbeitskreis Jugendzahnpflege
     
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Informationsvorlage
  Aktenzeichen:FD35
Federführend:Fachdienst Gesundheitsamt Bearbeiter/-in: Lachmund, Elisabeth
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Frau Dr. Meltzow führt aus, dass aus dem umfangreichen Kindergesundheitsbericht nur die Kernaussagen im Zusammenhang mit den Schuleingangsuntersuchungen vorgestellt werden und die als Anlage beigefügte Präsentation weitere aktuelle Zahlen enthält. In Abstimmung mit den niedersächsischen Meldestellen liegen die Peiner Werte grundsätzlich im Durchschnitt. Die Kernaussagen beziehen sich auf die Bereiche Sozialräume, Bildungsferne, Migrationshintergrund sowie psychische und Verhaltensauffälligkeiten.

 

Im Jahr 2017 wurden 1300 Einschulungskinder untersucht. Frau Dr. Kiessling-Klamka erläutert, dass 61 Prozent ohne Einschränkungen und 19 Prozent mit kleinen Einschränkungen, die grundsätzlich in eine freiwillige Beratung der Eltern bzw. Gespräche mit den Schulen münden, insgesamt eine Quote von 80 Prozent regelschulfähigen Kindern ergeben. Die Auffälligkeiten haben unterschiedliche Ausprägungen.

 

Frau Dr. Meltzow weist bei der Darstellung der Teilnahmen an der Sprachförderung trotz Zunahme des Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund auf die mangelnde Sprachkompetenz bei deutschen Schülern hin, die auch in der später abgebildeten Endgrafik zum altersentsprechenden Entwicklungsstand in Korrelation zur Sprachkompetenz als hohe Risikogruppe ersichtlich ist. 

Aufgrund ansteigenden teilweise therapiebedürftigen Verhaltensauffälligkeiten, in 2018 bereits in 156 Fällen, gibt es zunehmend Probleme bei Kindergarten- und Schulbesuchen. Frau Dr. Meltzow bemängelt die aufgrund von unzureichenden Therapiemöglichkeiten anfallenden langen Wartezeiten.   

 

KTA Mittal äußert ihre persönliche Betroffenheit und fragt nach den Gründen für die negative Entwicklung und Ideen für Lösungsansätze. Die Vorsitzende KTA Riedel-Kielhorn bittet darum, zunächst die komplette Präsentation abzuwarten.

 

Bei den therapiebedürftigen Verhaltensauffälligkeiten sind laut Frau Dr. Kiessling-Klamka Jungen deutlich stärker betroffen.

Die besseren Werte bei Einschulungen ohne Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten lassen auf eine aktive Begleitung der Eltern schließen, zumal beispielsweise der Standort eines Schwimmbades nicht entscheidend ist.

Im Zusammenhang mit dem auf 26 Prozent angestiegenen Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund erklärt Frau Dr. Kiessling-Klamka, dass der Anteil des Herkunftslandes Türkei stark rückläufig ist und rd. 76 Prozent aus Krisengebieten kommen.

Bei der Verteilung der Kinder mit Migrationshintergrund ist in den Bezirken mit Werten zwischen 5 und 50 Prozent eine große Varianz vorhanden. Auch bei den empfohlenen Einschulungen nach Bezirken zeigt sich eine sehr heterogene Struktur mit unterschiedlicher Verteilung.

 

Frau Dr. Meltzow stellt bei den abschließenden Kernaussagen der Präsentation klar, dass es sich um ein vielschichtiges Problem handelt. Häufige Ursachen sind zerrüttete Familien und ein niedriger Bildungsstand als Basis für die Erziehung. Wichtig erscheint ihr die aktive Förderung des Bewegungsdrangs der Kinder.    

 

Die Vorsitzende KTA Riedel-Kielhorn dankt den beiden Ärztinnen für den Vortrag und äußert ebenfalls ihre persönliche Betroffenheit.    

 

Auf Nachfrage von KTA Pifan nach der Anzahl der Kinder mit bis zu drei Jahren Kindergartenbesuch antwortet Frau Dr. Kiessling-Klamka, dass aufgrund einer monatlichen Auswertung nur wenige Kinder keinen Kindergarten besuchen und bei einem Besuch bessere Ergebnisse erzielt werden.

 

KTA Rubin fragt nach der Korrelation von deutschen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund zu therapiebedürftigem Verhalten. Da es derzeit noch keine Auswertungen gibt, sagt Frau Dr. Meltzow zu, die Anregung aufzunehmen.  

 

Laut Herrn Böning ist auch in den Beratungsstellen ein Anstieg bei der Beratung von Kindern zu verzeichnen.   

 

Frau Dr. Kiessling-Klamka stellt klar, dass aufgrund des teilweise nicht vorhandenen Therapiebedarfes die Verhaltensauffälligkeit im Sinne von interventionsbedürftigen Kindern zu verstehen ist.

 

Die Gleichstellungsbeauftragte Frau Tödter betont die Wichtigkeit der Sozialraumbetrachtung. Menschen leben in unterschiedlichen Lebenszielgruppen und separieren sich dadurch von anderen. Viele Kinder leben in der dritten oder vierten Generation im Sozialhilfebezug. Ihnen sind Arbeit und eine feste Struktur nicht mehr bekannt. Sie haben kaum positive Vorbilder. Hier gilt es, die sozialpädapogische Begleitung zu intensivieren. 

 

Laut BV Schlaugat handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, was auch die steigende Anzahl an Burn Out-Fällen bei Erwachsenen verdeutlicht. Sie fragt, welche Forderungen aus ärztlicher Sicht bestehen, um Kinder aus bildungsfernen Familien zu fördern.

 

Frau Dr. Meltzow bedauert zunächst den fehlenden Einfluss auf die medizinische Versorgung durch die Krankenkassen. Als positives Beispiel nennt sie Kindergärten mit Integrationsplätzen für körperliche oder seelische Behinderungen mit heilpädagogischer Begleitung. Frau Dr. Kiessling-Klamka ergänzt, dass es für die Stadt Peine eine Warteliste von zehn Kindern gibt. Für sie ist auch der Einsatz eines Kinder- und Jugendpsychiaters denkbar.

 

KTA Möhle kritisiert mit Hinweis auf die regelmäßig vorgestellten Jahresergebnisse, dass die Stadt Peine den Aufschlag des Landkreises Peine zur Bereitstellung personeller Ressourcen in den Kindertagesstätten abgelehnt hat. Angesichts der hohen Auswirkungen, bis hin zu steigenden Inobhutnahmen, ist eine Abstimmung notwendig.       

 

KTA Samieske verweist auf den Kreishaushalt 2019 und regt an, die geplanten Stellenstreichungen für den Bereich der Sprachförderung bzw. eine pädagogische Betreuung umzuwidmen.

 

Dezernatsleiter (DezLtr, -lt. FD 12 bei der Polizei üblich) 3 Herr Dr. Buhmann stellt mit Bezug auf die Sozialräume klar, dass sich bei einem Kindergartenbesuch in der Stadt Peine schlechtere Chancen als in der Gemeinde ergeben und sich diese auch beim Schulbesuch forstsetzen.

 

Er verdeutlicht am Beispiel der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln, dass durch ein engagiertes Kollegium und die Bereitstellung entsprechender Personalressourcen eine Entwicklung vom Problemfall hin zur Vorzeigeschule möglich ist. Bei den inhomogenen Gruppen bedarf es mindestens einer dritten Betreuungskraft und einer sozialpädagogischen Fachkraft für den Kontakt zu den Eltern.

Der Bildungsgrad ergibt sich nicht aus einem Migrationshintergrund, sondern durch das Elternhaus.

Bei diesem schwierigen Weg bietet DezLtr 3 Herr Dr. Buhmann der Stadt Peine das Gespräch an.    

Bezüglich der psychischen Belastungen sieht er ebenfalls ein gesellschaftliches Problem, da bereits 4-jährige Kinder auf psychische Behandlung angewiesen sind.

Das Problem kann nur aus einem Mix an Mitteln und in intensiver Zusammenarbeit  gelöst werden.

DezLtr 3 Herr Dr. Buhmann bedauert, dass trotz erheblicher Kostensteigerungen im Bereich der psychologischen Belastungen die Menschen nicht erreicht werden.

 

KTA Samieske betont angesichts der Altersentwicklung der Kinder die Wichtigkeit einer frühzeitigen Sprachförderung.  

 

Da keine weiteren Wortmeldungen vorliegen, stellt die Vorsitzende KTA Riedel-Kielhorn fest, dass der Ausschuss von der Informationsvorlage Nr. 2018/336

            Kenntnis genommen hat.