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Auszug - Errichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Hohenhameln  

Kreistag des Landkreises Peine
TOP: Ö 8
Gremium: Kreistag des Landkreises Peine Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Mi, 14.06.2017 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 18:30 Anlass: Sitzung
Raum: Aula des Ratsgymnasiums
Ort: Burgstraße 2, 31224 Peine
2017/054 Errichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Hohenhameln
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Federführend:Fachdienst Schule, Kultur, Sport Bearbeiter/-in: Stein, Kerstin
 
Wortprotokoll
Beschluss

Kreistagsvorsitzender Marotz weist darauf hin, dass der Beschlussvorschlag im Kreisausschuss wie folgt ergänzt worden sei:

„Die Verwaltung wird beauftragt, die Genehmigung zur Errichtung einer IGS in Hohenhameln und zur auslaufenden Aufhebung der Hauptschule und der Realschule Hohenhameln zum Schuljahr 2018/19 bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde (NLSchB) zu beantragen; vorausgesetzt die vorherige Elternabfrage hat zu einem positiven Ergebnis geführt.“

 

KTA Semper erklärt, dass der Schulstandort Hohenhameln mit einer Haupt- und einer Realschule aufgrund der demografischen Entwicklung von immer weniger Schülerinnen und Schülern besucht werde. Nach derzeitigem Sachstand werde es dauerhaft nicht möglich sein, beide Schulen nebeneinander zu betreiben. Von daher gelte es, für den Schulstandort Hohenhameln eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung zu finden. Die Lehrerkollegien sowie die Schüler- und Elternvertretungen  beider Schulen würden daher seit 2014 einstimmig das Ziel verfolgen, am Schulstandort Hohenhameln eine eigenständige IGS einzurichten. Zur Unterstützung hätte der Rat der Gemeinde Hohenhameln 2015 einstimmig eine Resolution beschlossen, nach der Hohenhameln ein eigenständiger Schulstandort bleiben solle mit der Bitte an den Landkreis Peine, dort eine IGS zu errichten. Eine Planungsgruppe beider Lehrerkollegien hätte in Eigeninitiative eine Konzeptidee für eine IGS am Standort Hohenhameln erarbeitet und dem Landkreis Peine zu Beginn des Jahres 2016 vorgelegt. Aufgrund der Schülerzahlen käme für Hohenhameln eine dreizügige IGS in Betracht. Dies sei als Ausnahme von der grundsätzlich mindestens geforderten Vierzügigkeit auch möglich, weil der Schulstandort Hohenhameln dann über keine weiteren Schulen im SEK-I-Bereich verfügen würde. Die derzeitige Infrastruktur am Schulstandort sei für eine IGS geeignet. Für den Landkreis Peine seien daher keine zusätzlichen Investitionen zu erwarten.

Nach den diesjährigen Sommerferien sollte eine Interessenbefragung der Eltern der Grundschulkinder der Klassen 1 bis 4 aus der Gemeinde Hohenhameln und den Ortschaften Adenstedt, Solschen, Rosenthal und Schwicheldt erfolgen. Gehe diese Elternbefragung positiv aus, werde der Landkreis Peine zum Schuljahr 2018/19 bei der NLSchB die Genehmigung zur Errichtung einer IGS in Hohenhameln beantragen können.

KTA Semper bittet, dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, der CDU, der FDP und der SPD zuzustimmen.

 

KTA Schulz merkt an, dass im Rahmen eines interfraktionellen Gespräches der Kreistagsmitglieder übereinstimmend festgestellt worden sei, dass der Landkreis Peine mit zwei Integrierten Gesamtschulen - einer sechszügigen IGS in Peine und einer fünfzügigen IGS in Lengede – gut aufgestellt sei. Die vorhandene Mehrzügigkeit an beiden Standorten sei die unverzichtbare Voraussetzung für eine angemessene Schulqualität zur Erreichung der grundlegenden Ziele einer Gesamtschule gewesen. Leider sei dies mittlerweile kein Konsens mehr. Seit geraumer Zeit würden SPD und Bündnis 90/Die Grünen vielmehr das einst hochgelobte Flaggschiff IGS demontieren. Die derzeitigen Anmeldezahlen an der IGS in Peine würden dramatisch für sich sprechen. Es sei seinerzeit eine Kernaussage zur Schulentwicklungsplanung gewesen, grundsätzlich zu empfehlen, alle notwendigen Entscheidungen für die Schulen im Landkreis Peine nicht isoliert für einzelne Standorte zu treffen. Zudem sei empfohlen worden, ein für alle Schulen und Schulstandorte im Landkreis Peine einsehbares, faires und für alle zur gleichen Zeit beschlossenes Entscheidungspaket zu schnüren. Die Schulentwicklungsplanung im Landkreis Peine sei derzeit von Einzelentscheidungen statt von einer Gesamtplanung geprägt. Die Forderung, bei abnehmenden Schülerzahlen alle Schulstandorte unter dem Anspruch pädagogischer und organisatorischer Qualität zu erhalten, sei unehrlich und widerspreche dem Geist einer soliden Schulplanung. Einen Schulstandort bei abnehmenden Schülerzahlen zu stärken bedeute gleichzeitig, einen anderen zu schwächen. Der Schulstandort Hohenhameln sei künstlich durch die Zuspeisung aus Ilsede, Solschen und Adenstedt geschaffen worden.

KTA Schulz werde dem vorliegenden Antrag aus den genannten Gründen daher nicht zustimmen.

 

KTA Cavalli erklärt, dass es in Anbetracht der sinkenden Schülerzahlen im Landkreis Peine der FDP-Kreistagsfraktion vordringlich um das Hauptziel, der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler im SEK-I-Bereich eine Beschulung in der Heimatgemeinde zu ermöglichen, gehe. In diesem Fall führe der Lösungsweg nur über die Einrichtung einer IGS in Hohenhameln. Die Befragung der Eltern als Folge auch der eingereichten Konzeptidee der Lehrerkollegien der Haupt- und Realschule Hohenhameln sei wichtig. Ziel sei die Stärkung des Schulstandortes Hohenhameln. Es gehe nicht darum, anderen Schulen die Schülerinnen und Schüler zu entziehen, sondern vielmehr, sie wieder zurück zu bekommen.

Die FDP-Kreistagsfraktion werde der Beschlussvorlage zustimmen.

 

KTA Jakubowski weist darauf hin, dass bei der Neueinrichtung einer IGS der Unterricht dem Anspruch nach inhaltlich und qualitativ dem eines Gymnasiums entsprechen sollte. Dies bedeute, dass auch die Fachunterrichtsräume der Schule entsprechend bereitgestellt und eingerichtet werden müssten. Durch die Einrichtung derartiger Fachunterrichtsräume und auch der übrigen Räume kämen hohe Kosten auf den Landkreis Peine zu. Sollten diese Kosten eingespart werden, wäre die Qualität der Schulausbildung nicht mit der eines Gymnasiums vergleichbar. Dies sei jedoch nicht der Anspruch einer IGS. Die Fachunterrichtsräume des Gymnasiums Groß Ilsede seien in einem qualitativ sehr gutem Zustand und könnten daher auch von Schülerinnen und Schülern aus dem Einzugsgebiet Hohenhameln genutzt werden. Die zu erwartenden Schülerzahlen würden kaum für einen sinnvollen Schulbetrieb einer IGS in Hohenhameln ausreichen. Es müsse sogar ein weiterer Rückgang der Schülerzahlen befürchtet werden. In einem solchen Fall könne der Schulbetrieb beispielsweise nur durch die Aufnahme ortsfremder Schülerinnen und Schüler aufrechterhalten werden. Diese Situation sollte unbedingt vermieden werden, zumal die bestehende Schulsituation völlig ausreichend sei. Sollte der Schulstandort nicht gehalten werden können, seien die umliegenden Schulen gut zu erreichen.

Die AfD-Kreistagsfraktion werde daher der vorliegenden Beschlussvorlage nicht zustimmen.

 

KTA Sachtleben verweist auf das kreisweit hervorragend aufgestellte Schul- und Bildungssystem, welches ein wichtiger Standortfaktor gerade für den Zuzug von Neubürgerinnen und Neubürgern sei, aber auch die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger im Landkreis halte. In Hohenhameln bestehe der Eltern- und Lehrerwille, eine IGS einzurichten. Zunächst sollte daher eruiert werden, ob sich aus der Elternabfrage der Bedarf für die Einrichtung einer IGS in Hohenhameln ergebe, zumal die Genehmigung einer dreizügigen IGS eine Ausnahme und an enge Vorgaben geknüpft sei. Sollte die Einrichtung einer IGS nicht möglich sei, führe dies zu einer weiteren Schwächung des Schulstandortes Hohenhameln.

 

KTA Samieske erklärt, dass die Schülerinnen und Schüler im Vordergrund stünden. Die IGS biete die besten Voraussetzungen für Schülerinnen und Schüler, ihren Bildungsgrad zu gestalten. Die Attraktivität eines Schulstandortes würden auch kleinere Klassen steigern. Hierfür sei jedoch auch eine ausreichende Zahl an Lehrkräften erforderlich. Wichtig sei es zudem, auch in Peine Förderklassen einzurichten, um Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fördern.

KTA Samieske werde der vorliegenden Beschlussvorlage zustimmen.

 

KTA Weyberg weist darauf hin, dass ein Entscheidungspaket für den gesamten Landkreis Peine nicht mehr geschnürt werden könne, wenn für jede Schule bereits eine Lösung gefunden worden sei. Die Hauptschule und die Realschule Hohenhameln würden eine sehr gute Arbeit leisten. Beide Schulen hätten sich bereits vor langer Zeit perspektivisch gemeinsam mit einem Ganztagsschulprojekt auf den Weg gemacht. Bei der Wahl der richtigen Schulform für einen Schulstandort müsse im Vordergrund stehen, die Schülerinnen und Schüler an die Gemeinde zu binden und auf diese Weise den Schulstandort zu erhalten. Die IGS biete für den Schulstandort Hohenhameln bis Klasse 10 diese Attraktivität.

 

KTA Belte merkt an, dass eine ganzheitliche Schulentwicklung für den Landkreis Peine erforderlich sei. Scheibchenweise Entscheidungen zu treffen, sei nicht der richtige Weg, zumal die Einrichtung einer IGS stets Auswirkungen auf die anderen Schulstandorte hätte. Über diese möglichen Bestandsgefährdungen müsse im Vorfeld ausreichend diskutiert werden. Er fragt zudem an, warum der Kreiselternrat in die Überlegungen nicht eingebunden worden sei.

 

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

 

 

Der Kreistag beschließt im Anschluss mit großer Mehrheit bei einer Enthaltung und acht Gegenstimmen:

 


Die Verwaltung wird beauftragt, die Genehmigung zur Errichtung einer IGS in Hohenhameln und zur auslaufenden Aufhebung der Hauptschule und der Realschule Hohenhameln zum Schuljahr 2018/19 bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde (NLSchB) zu beantragen;