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Vorlage - 2016/014  

Betreff: Antrag "Fuhsewiesen bei Kl. Ilsede" der Fraktion der SPD und Bündnis 90/Die Grünen
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Federführend:Dezernat 2 Bearbeiter/-in: Behrendt-Pittman, Gerlinde
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz
01.03.2016 
Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz ungeändert beschlossen   
Kreisausschuss
Kreistag des Landkreises Peine
16.03.2016 
Kreistag des Landkreises Peine ungeändert beschlossen     

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Anlage _Fuhesewiesen_  
Antrag der SPD/Grünen  

Der Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz empfiehlt zu beschließen, dass entsprechend des Antrags ein Aussichtsturm zur Beobachtung der Vogelbestände aufgestellt und ein Lehrpfad angelegt wird. Der in der Sachdarstellung erläuterte Schritt  1 wird zeitnah umgesetzt. Die notwendigen Haushaltsmittel werden bereitgestellt. Die zur Umsetzung von Schritt 2 notwendigen Maßnahmen werden veranlasst.


Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in der Niederung Klein Ilsede-Handorf das Grundwasser durch die Ilseder Hütte abgesenkt und für betriebliche Zwecke genutzt. Diese Grundwasserabsenkung bzw. –nutzung wurde 1995 beendet. In der Folge kam es zu einem schnellen Anstieg der Wasserstände und zur Entstehung ganzjährig überstauter Flächen v.a. in Klein Ilsede. Der Wasserstand dieser Flächen korrespondiert nicht mit der Fuhse. Die Wasserflächen und die umgebenden großen Schilfzonen wurden schnell von seltenen Vogelarten besiedelt. Besonders bedeutsam sind in diesem Zusammenhang die Rallenarten (z.B. Tüpfelsumpfhuhn).

Das Gebiet ist seit 1978 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Bei der Überarbeitung der EU-Vogelschutzgebiete durch das Land Niedersachsen in den Jahren 2000/2001 wurde das Gebiet von der Unteren Naturschutzbehörde angemeldet. Es kam nicht zu einer Ausweisung, da zum damaligen Zeitpunkt Daten zum Nachweis der seltenen Vogelarten nur aus drei Jahren vorlagen. Vom Land Niedersachsen war aber eine Datenstetigkeit von mindestens fünf Jahren gefordert. Die Qualität des Artenbestandes wurde von der damaligen Fachbehörde, dem Niedersächsischen Landesamt für Ökologie (NLÖ), anerkannt. Das Gebiet erfüllt auch nach Prüfung durch Staatliche Vogelschutzwarte im Jahr 2011 die Kriterien als Brutvogellebensraum nationaler Bedeutung, jedoch nicht die landesweiten Kriterien für die Erklärung als europäisches Vogelschutzgebiet.

 

Gleichzeitig handelt es sich bei der Niederung Klein Ilsede-Handorf um den Bereich im Verlauf der Fuhse in Salzgitter und im Landkreis Peine, der die größte Überschwemmungshäufigkeit aufweist. Der Unterhaltungsverband Obere Fuhse hat daher schon vor vielen Jahren begonnen, Flächen in diesem Bereich für Zwecke des Hochwasserschutzes anzukaufen.

Zur optimalen Nutzung dieser Flächen im Bereich Klein Ilsede wurde im Auftrag des UHV Obere Fuhse eine Ideenskizze erstellt (Matheja Consult, 2010). Vorgeschlagen wird die Aufteilung in fünf Polder, die allerdings unterschiedlich gut für Zwecke der Hochwasserrückhaltung geeignet sind.

Aus Sicht der Naturschutzbehörde sind die vorgeschlagenen Veränderungen zu begrüßen:

  • Schaffung großer ungestörter Flächen
    Der UHV Obere Fuhse hat bereits weite Teile der Niederung in seinem Besitz. Durch weitere Ankäufe bzw. Flächentausch könnten die zentralen Bereiche dem Naturschutz überlassen bleiben. Eine landwirtschaftliche Nutzung würde nur noch in den Randbereichen der Niederung stattfinden
  • Neuordnung des Wegenetzes
    Durch Aufhebung und Rückbau eines zentralen Weges, der aktuell mitten durch die großen Schilfflächen führt, könnte eine weitere Beruhigung des Zentralbereiches erreicht werden. Es wären dann nur noch die Wege unbedingt erforderlich, die auf den Grenzen der jeweiligen Polder verlaufen.
  • Verstärkung der Auendynamik
    Die Fuhse wird in diesem Bereich von Verwallungen an den Ufern flankiert. Dadurch erreicht ein Hochwasser die Niederungsflächen erst später bzw. seltener, als dies natürlicherweise der Fall wäre. In der Folge fließt das Wasser im Hochwasserfall auch nur verzögert wieder ab. Es wird vorgeschlagen, diese sogenannten Uferrehnen in den einzelnen Poldern zu schlitzen und so die Flächen gezielt an die natürliche Dynamik der Fuhse wieder anzuschließen.

 

Bereits 2006 wurden die Möglichkeiten zur Naherholung und Naturbeobachtung in der Niederung Klein Ilsede-Handorf von einer Mitarbeiterin des FD Umwelt als Projektarbeit im Rahmen einer Fortbildung untersucht. Betrachtet wurden die folgenden Themenkomplexe:

  • Besucherlenkung/Naturerleben
  • Ausbau des Radwegenetzes Ilsede-Peine mit dem Schwerpunkt Industriegeschichte (Schacht Emilie - Kokerei Ilsede - Fuhseniederung)
  • Erschließung der Fuhse- und der Pisserniederung durch Optimierung des teilweise vorhandenen Wegenetzes
  • Bau einer Brücke zur Verbindung der Ortschaften Klein Ilsede und Handorf
  • Herstellung eines Weges entlang der Fuhse
  • Aufstellen von Schautafeln
  • Aufstellen eines Aussichtsturmes

 

Im Jahre 2012 gab es Überlegungen zum Umsetzen der Aussichtsplattform am Auflandeteich Adenstedt, die dort nicht unbedingt notwendig ist, da auch eine gute Sicht auf den Teich von einem oberhalb verlaufenden Weg besteht. In Abstimmung zwischen Unterer Naturschutzbehörde, UHV Obere Fuhse und den damaligen Gemeinden Ilsede und Lahstedt wurde bereits ein neuer Standort auf einem Grundstück des UHV Obere Fuhse festgelegt. Im Ergebnis haben dann aber die zuständigen politischen Gremien der Gemeinde Lahstedt einen Verbleib der Plattform am Auflandeteich beschlossen.

 

Die Aufstellung eines Aussichts- bzw. Beobachtungsturmes wäre also relativ einfach möglich. Die dadurch entstehenden Kosten sind allerdings im Haushalt 2016 nicht eingeplant. Die Wiederaufstellung einer vergleichbaren Plattform nach einem Brand im NSG Riddagshausen (Stadt Braunschweig) hat im Jahr 2013 allein Baukosten von ca. 25.000 € verursacht.

Die Anlage eines Lehrpfades wird limitiert durch das vorhandene Wegesystem. Der einzige ganzjährig nutzbare Weg verläuft am Rand der Niederung unmittelbar an der Bahnlinie der Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter. Langfristig würden sich hier aber Möglichkeiten durch die Umsetzung des Polderkonzeptes eröffnen.

 

Zur Umsetzung des vorliegenden Antrags von SPD und Bündnis90/Die Grünen wird die folgende Vorgehensweise vorgeschlagen:

 

Schritt 1:

Auf einer Fläche im Eigentum des UHV Oberer Fuhse wird ein Beobachtungsturm errichtet. Im Umfeld des Turmes wird auf zwei Tafeln über Geschichte und Entwicklung des Gebietes sowie über Tier- und Pflanzenarten, Besonderheiten des Lebensraumes Aue informiert.

Für Beobachtungsturm und Info-Tafeln entstehen Kosten in Höhe von ca. 30.000 €, die bislang nicht im Haushalt eingeplant wurden. Zu klären ist die Übernahme der Betreuung der Einrichtungen und der Verkehrssicherungspflicht.

 

Schritt 2:

Die Ideenskizze des UHV Obere Fuhse zur Bewirtschaftung des Retentionsraumes wird konkretisiert. Für die Umsetzung ist ein Planfeststellungsverfahren notwendig. Auch müsste noch der Ankauf oder Tausch einiger weniger Flächen im Zentralbereich der Niederung vollzogen werden. Es soll versucht werden, Fördermittel des Landes zur Auenentwicklung

einzuwerben. Der Lehrpfad könnte auf die neu entstehenden Wege ausgedehnt werden.


 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage _Fuhesewiesen_ (3251 KB)      
Anlage 2 2 Antrag der SPD/Grünen (529 KB)